Abitreffen des Abiturjahrgangs 2006 - Die „Versuchskaninchen“ kehren zurück

Sie
selbst bezeichneten sich bei ihrem Abschluss als „Versuchskaninchen“ – die
Absolventen des Abi-Jahrgangs 2006 an der Liebfrauenschule in Coesfeld.
Immerhin waren sie die Ersten, an denen die 2003 eingeführte Allgemeine
Hochschulreife „getestet“ wurde. Nun kehrten einige der Versuchskaninchen an
ihre alte Wirkungsstätte zurück und mussten feststellen, dass sich seit ihrem
Abschluss doch einiges verändert hat.
Lehrer Bernd Schier gab den Absolventen und ihrer ehemaligen Klassenlehrerin
Veronika Hessel eine Privatführung durch das Schulgebäude. Dabei fiel einem der
ehemaligen Schüler gleich zu Beginn auf: „Nachdem wir weg waren, ist eigentlich
alles besser geworden.“ Die Absolventen machten große Augen, als sie den
Aufenthaltsraum für Schüler im Erdgeschoss betraten. Gemütliche Sessel,
Bücherregale, eine Sitzecke – mit dem kahlen Raum von früher hat diese
Wohlfühloase nicht mehr viel gemein. Dort, wo sich heute der Musikraum
befindet, hat es für die Schüler damals einen Raum mit zwei Tischen und einer
Holzbank gegeben, dazu noch einen Suppen- und/oder Kaffeeautomaten, der
fragwürdige Getränke produzierte. Natürlich wurde auch dieser mittlerweile
gegen ein modernes Gerät ausgewechselt – ohne Suppe.
Doch vermutlich verbringen die Schüler ihre Pausen heute doch lieber draußen,
angesichts des schönen Parks, der hinter der Schule entstanden ist. Aus der
Berkel – früher nicht mehr als ein Abflusskanal hinter dem Gebäude – ist ein
erlebbarer Bach mit Sitzmöglichkeiten am Ufer geworden.
Doch nicht nur das Schulgebäude und die Umgebung haben sich über die Jahre
verändert. Auch unter den Lehrkräften entdeckten die Absolventen viele neue
Gesichter, als sie an der Fotowand neben dem Lehrerzimmer Halt machten. Einige
Lehrer und Lehrerinnen von damals erkannten sie aber gleich wieder, darunter
Gunnar Emmerich, Matthias Kemper, Christoph Knoke, Christian Laing und Beatrix
Müller-Laackman.
Nicht wiederzuerkennen sind die Klassenzimmer. Keine grünen Tafeln mehr,
stattdessen moderne Smartboards in jedem Raum. Die alten braunen Plastikstühle
sind futuristisch anmutenden Sitzen gewichen. Auch beim Besuch der Bücherei war
ein wenig Neid in den Blicken der Absolventen zu erkennen. „Hätten wir so etwas
früher gehabt, hätte ich vielleicht auch mehr gelernt“, kommentierte eine
ehemalige Schülerin.
Kaum verändert hat sich hingegen die Aula im Keller. Der Ort, der für die
Absolventen zum Anfang vom Ende wurde. Sofort kamen bei allen Erinnerungen an
ihre Abschlussprüfungen hoch. „Die Abschlussprüfungen werden auch heute noch
hier geschrieben“, erklärte Bernd Schier. „Ja, man riecht den Angstschweiß“,
erwiderte einer der Ehemaligen.
Doch auch wenn die Abiturienten von damals keine modernen Tafeln, Lernoasen
oder einen gemütlichen Aufenthaltsraum hatten, so bleiben am Ende doch
überwiegend schöne Erinnerungen an die Schulzeit und an eine ungewöhnlich gute
Klassengemeinschaft, die bis heute anhält. Das wurde bei dem Treffen, das noch
bis in die späten Abendstunden ging, wieder deutlich. Die Versuchskaninchen
werden sicherlich wieder reinschauen.
Foto: Bernd Schier







