Mein WOW-Monat in Albanien

Nach meinem Abitur auf der Liebfrauenschule wollte ich etwas Neues erleben, was man sonst nicht typisch nach dem Abitur macht. Ich wollte nicht in die typischen Länder, sondern in ein eher unbekannteres Land, über das man nicht so viel weiß. Also bot sich das Albanienprojekt super an. Gesagt, getan, begann mein WOW-Monat am 03.06.2025 mit dem Flug nach Tirana. Vor meiner Reise hatte ich mich mit den grundlegenden Informationen über Albanien und die Kultur sowie einigen wichtigen albanischen Vokabeln vertraut gemacht. Im Flugzeug war ich überraschenderweise kaum aufgeregt, sondern freute mich vielmehr auf die bevorstehenden Erlebnisse und neuen Erfahrungen.
Nach meiner Ankunft wurde ich herzlich aufgenommen und direkt in die Aktivitäten eingebunden. Am selben Tag standen noch zwei (Patienten-)Besuche an. Einer davon beinhaltete eine über zweistündige Besprechung auf Albanisch von der Caritas. Obwohl mir der Inhalt im Nachhinein erklärt wurde, fühlte ich mich in diesem fremden Land zunächst etwas verloren, da ich kein einziges Wort verstand. Trotzdem fühlte ich mich nicht unwohl, sondern empfand eher eine Art von Geborgenheit. Auf der Fahrt zum zweiten Besuch erlebte ich meinen ersten WOW-Moment, der mich im positiven Sinne erstaunte: Ziegen und Kühe liefen frei auf den Straßen herum, während ihre Besitzer auf den Wiesen saßen und den Tag genossen.

Der zweite Besuch führte über einen holprigen Feldweg (der dort als normale Straße gilt) zu einer älteren Dame. Ich war überrascht, als ich sah, dass sie zur Behandlung einfach auf der Wiese saß, ohne großen Wert auf hygienische Standards zu legen, welche wir aus Deutschland kennen. Schon an meinem ersten Tag hatte ich so viele neue Eindrücke gesammelt! Als wir dann auf der Missionsstation ankamen, wurde ich herzlich empfangen, obwohl mich dort auch niemand kannte. Ich fühlte mich dadurch noch geborgener.
Am dritten Tag nahm ich an einem von der Caritas organisierten Volleyballturnier teil, das einmal jährlich stattfindet. Obwohl ich zunächst unsicher war, wurde ich vom Trainer ermutigt mitzuspielen. Meine Mitspielerinnen nahmen mich sofort herzlich auf. Obwohl wir das Spiel verloren, hatten wir den Spaß am Spiel und an den Tag nicht verloren. Wir verbrachten den ganzen Tag miteinander, tauschten uns auf Englisch aus und lernten voneinander, z.B. lernte ich die traditionellen Tänze und durfte sie in der Gemeinschaft aller Volleyballgruppen mittanzen. Schnell wurde ich als sechstes Mitglied in die Gruppe aufgenommen, und es entwickelte sich eine Freundschaft, die bis heute andauert.


Den nächsten Tag bekam ich auch Einblicke in den Kindergarten und konnte trotz fehlender Sprachkenntnisse erstaunlich gut mit den Kindern und Erziehern kommunizieren. Es war schön zu sehen, dass ich als Teil der Gemeinschaft wahrgenommen wurde und nicht als Fremde. Auch in der Praxis durfte ich bei der Versorgung der Patienten zuschauen, lernen und teilweise auch behilflich sein. Alle waren freundlich und bemühten sich, auf Englisch oder Deutsch mit mir zu sprechen. Sie waren nicht verärgert darüber, dass ich nur wenige Worte Albanisch verstand und sprach, sondern versuchten sogar, mir beim Lernen zu helfen. Ein weiterer beeindruckender Aspekt war die Lebensweise der Menschen. Ich hatte viele WOW-Momente. Besonders unbegreiflich war, als wir in einen Gemeinschaftsbus gestiegen sind und darin lose Sitzhocker standen. Diese konnten einfach herumrutschen. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, da so etwas bei uns gar nicht möglich wäre, geschweige denn man überhaupt daran denken würde. Dort ist es jedoch erlaubt und sorgt dafür, dass mehr Menschen mitfahren können. Bei den Patientenbesuchen erhielt ich Einblicke in verschiedene Lebensstile und soziale Schichten. Einige lebten in besseren Verhältnissen, andere in ärmlicheren. Die Häuser waren teilweise in einem erschreckenden Zustand, da die Wohnverhältnisse ganz anders sind als in Deutschland. Viele Familien wohnen mit ihren Kindern fernab der Stadt, meist versteckt in den Bergen, die man nur über steile und steinige Feldwege erreicht. Die Kinder, die zur Schule gehen, laufen teilweise jeden Tag 1 1/2 Stunden zur Schule oder können erst nach einem langen Fußmarsch an festen Straßen von einem Bus abgeholt. Trotz ihrer Armut waren die Menschen unglaublich gastfreundlich und teilten mit uns ihre Ernte, obwohl sie selbst kaum etwas hatten. Eine solche Herzlichkeit und Gastfreundschaft hatte ich selten zuvor erlebt.





Ich durfte noch viele weitere Erfahrungen sammeln: Ich nahm an Festen, der Stadt Fushë-Arrëz und Festivals der Kirche teil, besuchte Caritas-Veranstaltungen für Menschen mit Beeinträchtigungen, wie z.B. einen Strandausflüge, und erlebte Schulabschlüsse, Jubiläumsfeiern und Spendenverteilungen an arme Familien. Ich war beeindruckt von den Geschichten über das Leben der Menschen, ärmlicheren Familien und die Kriminalität in manchen Gegenden, aber auch von der Vielfalt der albanischen Kultur. Trotz aller Unterschiede halten die Menschen zusammen und sind stark religiös geprägt, was den Zusammenhalt der Gemeinschaft stärkt.




Mein Fazit aus diesem Monat ist, dass ich diese Erfahrung auf jeden Fall wiederholen würde. Es war eine wertvolle Zeit, in der ich viele beeindruckende WOW- Momente und Erlebnisse erlebt habe. Ich habe viel gelernt und bin dankbar für diese erfahrungsreiche Zeit, welche ich nie missen möchte.














